Oktober 5, 2023 1:49 pm

Nathalie Wiederkehr

Jedes zehnte Paar im Alter zwischen 25 und 59 Jahren bleibt weltweit ungewollt kinderlos. Daher gibt es einen wachsenden Bedarf an Fruchtbarkeitsbehandlungen. Dank der ständigen Weiterentwicklung ihrer Forschung ist die Reproduktionsmedizin in der Lage, immer mehr Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch zu helfen, schwanger zu werden.

Was sind Implantationsfehler?

Bei einigen Patientinnen ist der Grund für die ungewollte Kinderlosigkeit die gestörte Einnistung des Embryos in der Gebärmutterschleimhaut. Bei der sogenannten Einnistung heftet sich das befruchtete, 6-7 Tage alte Schwangerschaftsimplantat an die innerste Schicht der Gebärmutter. Wenn die Schleimhaut nicht aufnahmefähig oder zu dünn ist, kann es selbst bei einem genetisch perfekten Embryo zu einer Abstoßung kommen. Ein Implantationsversagen oder Einnistungsfehler können sowohl bei natürlich entstandenen Schwangerschaften als auch nach einer In-vitro-Fertilisation (IVF) auftreten. Bei der IVF spricht man von einem Implantationsversagen, wenn mehrere Transfers genetisch gesunder Embryonen nicht zu einer Schwangerschaft geführt haben. Eine neue, vielversprechende Methode zur Behandlung von Einnistungsstörungen ist der Einsatz von plättchenreichem Plasma. Das Ziel dieser innovativen Behandlung ist es, die Qualität und Quantität der Eizellen, die Dicke der Gebärmutterwand und die Empfänglichkeit der Gebärmutterschleimhaut im Rahmen der Fruchtbarkeitsbehandlung zu verbessern.

Was ist plättchenreiches Plasma (PRP)?

Der Begriff bedeutet "plättchenreiches Plasma", d.h. Blutplasma, das nach der Entnahme von Vollblut von den anderen Blutbestandteilen (rote Blutkörperchen, plättchenarmes Plasma) getrennt wird. Dies geschieht in einer Zentrifuge, die durch hohe Drehzahlen und damit starke Zentrifugalkraft die Bestandteile unterschiedlicher Dichte trennen kann. Die Blutplättchen (Thrombozyten) können bei diesem Prozess stark konzentriert werden, auf etwa das Zehnfache ihrer ursprünglichen Menge. Das Produkt enthält eine hohe Konzentration an Wachstumsfaktoren und Botenstoffen (Zytokinen), die die Geweberegeneration fördern und entzündliche Prozesse reduzieren können. So wird ein stimulierender Wachstumsreiz auf die Gebärmutterschleimhaut ausgeübt. Die hochkonzentrierten Blutplättchen sind wichtig für die Blutgerinnung. Die aktivierten Blutplättchen können zur Wundheilung nach Verletzungen beitragen, indem sie verschiedene Botenstoffe freisetzen. Daraus ergibt sich ein potenzieller therapeutischer Nutzen für die Anregung der natürlichen Regenerationsprozesse in ganz unterschiedlichen Geweben. Diese Therapie wird daher schon seit langem in der Orthopädie, Dermatologie, Augenheilkunde und anderen medizinischen Disziplinen eingesetzt. Sie hilft z.B. bei Wundheilungsstörungen, Knochenbrüchen, Gelenkschäden und wird zu kosmetischen Zwecken eingesetzt. Ein neuer Anwendungsbereich ist auch die Reproduktionsmedizin.

Einsatz von plättchenreichem Plasma bei Kinderwunsch

Bei der Fruchtbarkeitsbehandlung wird PRP auf zwei verschiedene Arten eingesetzt. Zum einen wird es in die Rinde des Eierstocks injiziert, um inaktive Stammzellen zur Produktion neuer Eizellen anzuregen. Normalerweise befinden sich diese ovariellen Stammzellen in einem ruhenden Zustand. Die "Verjüngung der Eierstöcke" mit plättchenreichem Plasma soll Frauen mit Kinderwunsch, die aus verschiedenen Gründen (z.B. vorzeitige Menopause, geringe Eizellreserve im Eierstock) keine Eizellen mehr produzieren, helfen, schwanger zu werden. Diese Methode eignet sich besonders für Paare, für die die Verwendung der eigenen Eizellen besonders wichtig ist. Bevor Spendereier verwendet werden, kann die Plasmamethode ausprobiert werden.

Bei Frauen, deren Gebärmutterwand zu eng ist, kann sich der Embryo nach der Transplantation nicht in der Gebärmutterwand einnisten. Hier kann die Applikation von plättchenreichem Plasma in die Gebärmutter durchgeführt werden. Die Wachstumsfaktoren und Botenstoffe des plättchenreichen Plasmas regen die Schleimhautzellen zum Wachstum an. Die intrauterine Anwendung von plättchenreichem Plasma soll die Bedingungen für die Einnistung des Embryos verbessern, indem die Wandstärke der Gebärmutter erhöht und ein geeignetes Umfeld geschaffen wird.

"Da bekannt ist, dass Co-Enzyme wie Q10 die Fruchtbarkeit bei Frauen und Männern stark fördern können, greifen Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch oft zu Nahrungsergänzungsmitteln mit diesem Inhaltsstoff."

Ablauf der Behandlung

Bei der Anwendung am Eierstock werden ein bis drei Milliliter plättchenreiches Plasma mit einer feinen Nadel direkt in die Rinde des Eierstocks gespritzt, wobei die Anatomie per Ultraschall sichtbar gemacht wird. Dieser Einstich durch die Scheidenwand wird unter Narkose durchgeführt. Idealerweise wird die Behandlung mit PRP ein bis drei Monate vor einem IVF-Zyklus durchgeführt, damit zum Zeitpunkt der Fruchtbarkeitsbehandlung genügend hochwertige Eizellen zur Verfügung stehen.

Außerdem kann das plättchenreiche Plasma direkt in die Gebärmutterhöhle appliziert werden. Es gibt zwei Methoden für die Anwendung von PRP in der Gebärmutter.

Bei der sogenannten "High Volume"-Behandlung werden 8-10 ml Plasma langsam durch einen dünnen Katheter in die Gebärmutterhöhle eingeführt. So kann das Plasma die Eierstöcke, die Eileiter und die Gebärmutterwände erreichen. Dies bewirkt eine umfassende Wirkung auf mehreren Ebenen. Die Patientin sollte nach der Anwendung zehn Minuten lang mit dem Katheter liegen bleiben.

Thrombozytenreiches Plasma kann auch in einer kleineren Menge durch intrauterine Spülung in die Wandschichten der Gebärmutter eingebracht werden. Bei dieser Variante werden drei bis fünf Milliliter des Materials mit einem schmalen Katheter in die Gebärmutterhöhle eingebracht. Da diese Methode dazu dient, die Gebärmutter auf die Einnistung eines Embryos vorzubereiten, wird sie etwa zwei Tage vor dem geplanten Transfer durchgeführt. Für die Verabreichung des PRP in die Gebärmutter ist keine Betäubung erforderlich, da diese Methode für die Patientin schmerzfrei ist.

Risiken der Therapie

Im Allgemeinen birgt die Therapie mit plättchenreichem Plasma nur wenige Risiken. Wenn das Material durch Injektionen in den Körper eingebracht wird, können sehr selten Infektionen, Schmerzen, Blutungen oder Nervenverletzungen auftreten. Das PRP gilt als "autologes Material" ("körpereigen"), weil es aus einer Probe des Blutes des Patienten hergestellt wird. Das bedeutet, dass nur ein minimales Risiko für Abstoßungsreaktionen gegen das Material oder die Übertragung von Infektionen besteht. Die für die Behandlung erforderliche Menge an plättchenreichem Plasma kann aus maximal 20 ml Blut des Patienten gewonnen werden. Dieses kann wie bei einer normalen Blutabnahme aus einer Armvene gewonnen werden.

Wirksamkeitsnachweis

Eine Übersichtsstudie (Maleki-Hajiagha et al.) aus dem Jahr 2020 zeigte, dass die Verwendung von plättchenreichem Plasma bei Patientinnen, die sich einer IVF-Behandlung unterziehen, die Schwangerschaftsrate deutlich erhöht und die innere Gebärmutterschicht dicker macht. Es gibt auch Hinweise darauf, dass bestimmte Frauen besonders von PRP profitieren können. Bei der Fruchtbarkeitsbehandlung ist bekannt, dass eine zu dünne Gebärmutterschleimhaut ein Risiko für das Scheitern der Einnistung darstellen kann. Neuere Daten zeigen, dass diese Patientinnen weniger Wachstumsfaktoren in der Gebärmutterschleimhaut produzieren. Daher könnte PRP gerade in diesen Situationen die notwendigen Botenstoffe liefern und eine Verdickung und damit eine erfolgreiche Einnistung bewirken.

Fazit

Aufgrund des geringen Risikoprofils im Vergleich zu anderen Methoden und der vielversprechenden Ergebnisse aus der aktuellen Forschung ist die Therapie mit plättchenreichem Plasma
kann einigen Paaren mit zuvor erfolglosen IVF-Zyklen Hoffnung geben. Vor allem Patientinnen mit zu dünner Gebärmutterschleimhaut können von der Behandlung profitieren.


Wenn du schwanger werden möchtest und von wiederholten Einnistungsfehlern betroffen bist, wende dich an eine Klinik deiner Wahl, die dich gerne ausführlich und kompetent über die Behandlung mit plättchenreichem Plasma informiert.

Quellen

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32006776/
Dieamant et al, 2019, doi: 10.5935/1518-0557.20190035
ClinicalTrials.gov Identifier: NCT03996837
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4227974/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24269084/
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/schwangerschaft-und-kinderwunsch/ungewollte-kinderlosigkeit

Über den Autor

Hallo, ich bin Nathalie Wiederkehr, eine Expertin für Medizintourismus aus Biel, Schweiz. Auch ich wollte Kinder haben, aber aufgrund meines Alters und meiner Scheidung wurde ich in meinem Land nicht unterstützt. Deshalb habe ich "Your IVF Support" gegründet, um allen Frauen mit meinem Wissen über Fruchtbarkeitsbehandlungen in Europa zu helfen.